20.10.2018 Masuren

Es ist soweit, nach mehreren vergeblichen Versuchen eine Reisegruppe in diese Region zu finden, geht es nun für eine Woche nach Masuren. Im Laufe der Recherche habe ich gelernt, dass Masuren heute ein Teil von Polen ist – auch wenn die Ortsansässigen ihn gerne ‚das vergessene Polen‘ nennen. Unser Feriendorf direkt am Mamry – dem Mauersee – und liegt recht exakt 250km östlich von Danzig.

Aber eins nach dem Anderen:

Die Anreise gestaltet sich sehr touristenfreundlich und problemlos, es geht um die Mittagszeit ein Direktflug von Frankfurt mit einem Lufthansa-Zubringer Zug – operated by Deutsche Bahn. Der gebuchte ‚Snack‘ erweist sich als Sandwich und ist sowohl der Uhrzeit angemessen als auch genießbar.

Leider verzögert sich die Landung um etwa 25 Minuten.

Ebenso unkompliziert geht es weiter in Danzig, das Gepäck ist vollständig mitgeflogen und schnell auf dem Band, der Zoll stört nicht die Einreise, die Schiebetür öffnet sich und schon ist man in der Ankunftshalle des Danziger Flughafens. Unsere Reiseleitung steht unübersehbar in 10m Entfernung wie ein Fels in der Brandung.

Prima, wir müssen nur 5 min warten bis alle Mitreisenden ihr Gepäck eingesammelt haben und 10min für die obligatorische Begrüssung der übrigen Mitreisenden, alles gute Bekannte welche ich teilweise fast 2 Jahre nicht gesehen habe.

Nun wird unser Fahrzeug herbeitelefoniert, da der Fahrer auch ein allseits Bekannter ist setzt sich die Begrüßung fort. Irgendwie kommt dann wie durch Zauberhand das Gepäck in das Fahrzeug und wir dazu.

Da die Entfernung nach Masuren insgesamt fast 1400km sind und die Zeitzone die gleiche bleibt, geht hier das Licht fast genau 1h früher unter, was wir auch recht schnell feststellen können.

Zuerst geht es etwas nach Norden, dann praktisch westlich bis zu unserem Ziel. Die Nevigation schätzt die Fahrzeit für die 250km von Anfang an auf fast genau 4h. Wir wollen es irgendwie nicht glauben, werden aber eines besseren belehrt.

Irgendwann schaue ich mal zum Zeitvertreib auf meine Mobile Navigation und stelle fest, dass wir uns nur ein paar Kilometer vor der Russischen Grenze – der Enklave Kaliningrad – befinden. Dummwerweise konnte ich bis zur Grenze keine Kreuzung mehr entdecken, allerdings verkünden die Straßenschilder eine baldige Kreuzung. So sind wir abgebogen und parallel zur Grenze der Straße gefolgt – es gab sowieso keine Alternative …

Somit sind wir pünklich zum Abendessen in unserer Feriensiedlung angekommen und zum Abendessen und -trinken gespurtet.

01 Alleen

02 Das Feriendorf

Am nächsten sonnigen Morgen läßt sich ein Überblick über das Feriendorf gewinnen.

Hier eine Übersicht der Ferienanlage incl. Hafen

Rechts sind die Ferienhäuser erkennbar, in der Mitte das Restaurant

03 Erste Eindrücke

Hier lose gesammelt die ersten Eindrücke von der Umgebung.

Angefangen in Węgorzewo / Angerburg über frequentierte Bushaltestellen in Nirgendwo nahe der russischen Grenze bis hin zu einem recht einsamen See mit morgendlichen Wolkenformationen.



04 – Dönhoffstädt

Wir nutzen das uns nicht mehr ganz so gewogene Wetter zu einem Besuch eines ehemaligen Gutshofes – eiber der größten im ehemaligen Preussen: Das Gut der Dönhoffs.

Unsere Frage an unser Vermieter bezüglich Eintritt wurde mit den Worten beantwortet: ‚Da ist immer eine ältere Dame, welche die Besucher gegen einen Obulus ins Gebäude läßt‘. Auf Hochdeutsch: Die Damen, welche öfters nach dem Rechten sehen sollen, nutzen Ihre Schlüsselgewalt für ein ‚kleines‘ Nebeneinkommen. Wobei ‚klein‘ hier eher relativ ist – einerseits bezogen auf die Summe, andererseits bezogen auf die (nicht abgesprochene) beschränkte Zeit im Gebäude. Üblich scheinen hier so 20min zu sein – für Fotografen in ‚Lost Places‘ eher unangemessen kurz. Nach 50min haben wir (gegen Obulus) eine Verlängerung bewilligt bekommen, diese war aber eher kürzer als 50min, um die Mittagszeit bestanden scheinbar andere Prioritäten als Touristen für ihre Spinnereien genügend Zeit zu gewähren.

Leider ließ sich die ‚ältere Dame‘ (in Wirklichkeit 2, vermutlich im täglichen Wechsel) nicht ablichten, aber auch im entfernen Polen gilt das Recht am eigenen Bild.

Nun gut, hier die fotografischen Ergebnisse:

05 Kirche von Święta LipkaHeiligelinde

Näheres über diese prachtvolle Kirche ist in der Wikipedia nachzulesen

Wiki-Artikel zur Kirche von Święta Lipka

06 Ort Reszel

Das Mittagessen haben wir im ersten Haus am Platz eingenommen. Wahlweise eine Suppe oder Piroggen, hier mit einer leckeren Gulasch-Füllung, polnisch-pikant gewürzt. Dieser Luxus hat auch seinen Preis: Piroggen mit Beilage und einem Kaffee summierten sich auf knapp unter 5 Euro auf.

Hier der Link zum Restaurant: Restaurant in Reszel

Eine Übersicht über den eigentlichen Stadtkern von Reszel:

07 Schleuse des Masurischen Kanals

Die Schleuse ist Teil des nie fertiggestellten masurischen Kanals. Sie ist die einzige fertiggestellte Schleuse des gesamten Kanals, von dem heute etwa 20km auf polnischem Gebiet liegen. Der Rest von 30km ist auf dem Gebiet der Enklave Kaliningrad zu finden, nach dem 2. Weltkrieg gab es aufgrund der verschobenen Besitzverhälnisse keinen Grund, den Bau des Kanals abzuschließen.

Detailliertere Informationen finden sich im Wikipedia ‚Masurischer Kanal‘

08 – Die Wolfsschanze

Bis zum Beginn der Reise hätte ich die Wolfsschanze eher im heutigen Gebiet von Estland / Lettland /  Littauen gesucht. Aber sie liegt im heutigen Masuren, auf polnischen Gebiet. Somit ist ein Besuch Teil des Pflichtprogrammes.

Ich bin gespannt auf die Halle, in welcher das Stauffenberg-Attentat fehlgeschlagen ist. Es stellt sich heraus, dass dieses Gebäude gesprengt wurde um keinen Wallfahrtsort für gewisse Persönlichkeiten zu schaffen.

Beim Rundgang durch das Gelände habe ich verschiedene Gedanken:

  • einerseits muss ich registrieren, dass diese mir ferne Welt im Leben meiner – damals jugendlichen – Eltern eine grosse Rolle gespielt hat
  • der Rundgang weckt eine fotografische Neugierde
  • es ist bedrückend darüber nachzudenken wie nah diese Welt wirklich ist – Dinge wie die Erfindung des Automobils, der Glühbirne oder das Wissen um eine runde Erde, welche um die Sonne kreist sind erheblich älter
  • mir und dem ein oder anderen Begleiter fällt einfach nur ein Wort für die Beschreibung dieser ganzen Ideologie ein: ‚Größenwahn‘
  • mich macht nachdenklich, ob die Auflösung des Adels und Schaffung dieses Gedankengutes, welches weltweit in die Katastrophe geführt hat, wirklich einen Fortschritt darstellt: Der Adel wurde ersetzt durch selbsternannte ‚Führende‘ welche im Gegensatz zu Ersteren aber nicht auf die Verantwortung Ihrer Rolle vorbereitet wurden und sich – modern formuliert – nicht im geringsten um ‚Nachhaltigkeit‘ kümmern

Der geneigt Leser möge sich seine Gedanken machen und die Bilder wirken lassen.

Hier nun eine Auswahl der Bilder:

Ich komme zu dem Schluß, dass man einmal im Leben aus historischem Interesse dieses Gelände gesehen haben sollte, es aber keinerlei Grund zu einer wiederholten Besichtigung gibt.

09 Sonnenaufgang am Mamry – Mauersee

Am letzten Tag habe wir noch das Wohlwollen des Wettergottes: Also ist es gar keine Last, vor dem Frühstück zum naheliegenden Badestrand zu fahren um die aufsteigende Sonne in Bilder zu fassen.

Hier noch ein Karten-Überblick über die besuchten Orte

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