2018-02-20 Venedig

Der Marcusplatz

Auch wenn es immer wieder spannend ist, den Platz mit seinen ganzen Touristen tagsüber zu beobachten gehört es auch zu Venedig, diesem Platz einmal in der morgendlichen Ruhe zu erforschen.

 

Schmale Gassen

Im Verlauf des weiteren Rundganges ergibt sich die Gelegenheit zu einer Gondoliere-Studie. Da der Einstiegs-Punkt nahe des Marcus-Platzes liegt, ist die Gondel-Frequenz ausreichend hoch um nicht zwischendurch am Boden festzufrieren.

Die Oper LaFenice

Die neu erbaute Oper LaFenice ist ein weiteres Ziel, ausgesucht mit dem Gedanken, trotz strömenden Regens trocken und warm zu bleiben.

Die Bauarbeiten zum ursprünglichen Gebäude begannen im April 1790 unter der Leitung des Architekten Gian Antonio Selva. Die Oper wurde am 16. Mai 1792 eröffnet.

1836 wurde das Gebäude bei einem Brand schwer beschädigt, konnte aber nach den einjährigen Reparaturarbeiten seinen Ruf als eine der bedeutensten Operngebäude seiner Zeit festigen. Das Gebäude wurde insbesondere von Verdi für seine Uraufführungen gerne genutzt.

Während der Modernisierungsarbeiten 1996 führte ein Brand zur vollständigen Zerstörung des Gebäudes. Die Arbeit Feuerwehr wurde aufgrund der fast trockengelegten Kanäle als Folge von Wartungsarbeiten in der Umgebung deutlich erschwert.

Der Brand soll vom Bauleiter der Umbaumassnahmen gelegt worden sein, um einer Konventionalstrafe wegen Bauverzögerungen zu entgehen.

Nach längeren Diskussionen wurde das Gebäude als Rekonstruktion des ursprünglichen Gebäudes unter Berücksichtigung moderner Technik wieder errichtet.

Seit November 2004 ist der Opernbetrieb wieder aufgenommen.

Über den Dächern von Venedig

Unser nächstes regengerechtes Ziel ist der Palazzo Contarini del Bovolo. Um genauer zu sein wollen wir über die geschützte Treppe zur Plattform mit Blick über Venedig aufsteigen.

Der Palazzo Contarini del Bovolo ist ein kleiner Palast, der vor allem für seine spiralförmigen Treppen bekannt ist.

1499 wurde die berühmte Wendeltreppe von Pietro Contarini erbaut. Ihr Name entstammt dem venezianischen Wort für Schneckenhaus „bovolo“.

Leider zeigt sich, dass die Treppenstufen aufgrund des starken Windes stellenweise nass sind, und wie es sich für guten Marmor gehört somit auch etwas rutschig. Die Aussichtsplattform ist bei sommerliche Hitze sicherlich ein sehr schöner Ort zu geniessen, bei Regen und Starkwind nahe dem Nullpunkt ist uns dieser Genuß verwehrt.

 

Ein Blick ins Freie bestätigt: Es regnet!

Torcello

Torcello ist eine der Inseln in der Lagune. Nach Burano und Murano eine der unbekannteren Inseln und vom Touristenstrom nur gestreift.

Nach aktuellen Kenntnissen wurde die Insel im 1. Jahrhundert von Römern besiedelt während sie im 7. Jahrhundert mit dem Bischofssitz stark an Bedeutung gewann.

Im 10. Jahrhundert war Insel mit etwa 10.000 – 20.000 Einwohnern deutlich bedeutender als Venedig. Ab dem 12. Jahrhundert nahm die Bedeutung der Reichtum von Torcello deutlich ab, aktuell sind 14 ständige Bewohner registriert.

Wer ausserhalb der Hochsaison morgens übersetzt hat die Insel praktisch für sich alleine – also genau das richtige für Fotografen und einen kleinen Spaziergang über die Insel.

Burano

Burano, ‚die Bunte‘, ist unser nächstes Ziel. Eigentlich sind es 4 Inseln, welche über Brücken verbunden sind. Da bis zum Zuschütten eines Kanales 5 Inseln existierten, gibt es heute auch 5 sogenannte ’sestiere‘, also Stadtteile.

Im Gegensatz zu Torcello ist die Insel sehr auf den Tourismus ausgerichtet. Da traditionell die Spitzen-Stickereien auf Burano heimisch sind ist dies auch heute noch ein beliebtes touristisches Mitbringsel.

Anders als auf Murano die Glasbläserei scheint es möglich zu sein, diese Technik auf der Insel erhalten zu können ohne durch chinesische Billig-Ware geradezu weggeschwemmt zu werden. Und dies, obwohl Mitte des 19. Jahrhunderts die Technik aufgrund der damaligen Konkurrenz in Vergessenheit zu geraten schien. Die Einheimischen und die italienische Königin stemmten sich mit neuen Schulen dagegen und waren mit dieser Rettungsaktion auch erfolgreich.

Gerade hier auf Burano können besonders gut asiatische Touristen beobachtet und fotografiert werden, welche die für sie fremde europäische Kultur nicht nur aufsaugen, sondern mittel moderner Technik auch in der Lage sind, Abbilder des Gesehenen zusammen mit den Angehörigen abzulichten. Zur Not ist natürlich auch ein Selfie zur Dokumentation geeignet.

Und auf der Schiffs-Rückfahrt ergibt sich noch ein Abschiedsblick auf das benachbarte Torcello und die Kirchen aus dem 10. Jahrhundert.

Das Ghetto

Das Ghetto in Venedig ist eine Insel im Sestiere Cannaregio. Sie war seit dem 16. Jahrhundert bis zu seiner Aufhebung 1796 unter Napoleon das abgeschlossene Wohngebiet für die jüdische Bevölkerung in Venedig.

In dieser Zeit diente das Ghetto von Venedig dem Schutz der jüdischen Bevölkerung vor Übergriffen. Juden waren aufgrund des Handels und der kaufmännischen Fähigkeiten nützlich und wurden entsprechend geschützt.

Obwohl das Gebiet mit der Fläche von etwa einem Hektar eher klein ist, strahlt es doch bei jedem Besuch eine ganz eigene Atmosphäre aus.

Irgendwann biegen wir vom Cannale de Cannaregio in eine schmale Gasse ab und erreichen so recht unvermittelt das Ghetto.

Nach intensiver – auch fotografischer – Betrachtung des Stadtteils und seiner Eigenarten finden wir noch einen Irischen Pub auf dem Weg zurück in ‚die andere‘ Welt – der Aufenthalt dort wird auch intensiv zum Aufwärmen genutzt.

Wir hätten gar nicht so lange suchen müssen, der Weg wurde uns von einem im Wind verlorenen Schirm gewiesen.

Die weitere Suche fürte uns dann noch zum Castello und Arsenale und entsprechend zur Rückfahrt ins Hotel.

Santa Elena

Nach dem ganzen Trubel besteht der Wunsch zu einer etwas ruhigeren Umgebung. Gefunden haben wir diese in Santa Elena. Wir sind es gar nicht mehr gewohnt: Ganz ohne Touristen.

Hier entdecken wir auch eine Bar bzw. Pizzeria für Einheimische. Einerseits zu sehr angehmen Preisen, lecker und natürlich funktioniert der Pizza-Ofen auch bei Stromausfall.

Nach einem Spaziergang in der Umgebung ging es zurück, langsam in dem Bewusstsein, dass der Abschied näher kommt.

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10 Antworten auf „2018-02-20 Venedig“

  1. Ja, ja der Georg… der macht schon tolle Fotos…

    Ein wirklich gelungener Bericht, informativ und kurzweilig zu lesen. Und die Fotos sind schon beeindruckend gut, da bin ich schon ein wenig neidisch…

    1. Hallo Jens,
      freut mich dass dir der Bericht bis hierhin gefällt.
      Aber deine Fotos sind sicherlich deutlich bodenständiger als meine, das macht schon alleine die Perspektive ?
      Gruß
      Georg

  2. Dein Reisebericht ist grandios. Mir welchem liebevollen und aufmerksamen Blick du all diese Détails eingefangen hast! Herrlich!
    PS Bist du ein Fisch-fan? 😉
    LG, Christine

    1. Hallo Christine,
      Danke! ich bin begeistert wenn du begeistert bist 🙂
      Zu deiner Frage: Ja, und bei der Auswahl auf dem Rialto-Markt könnte ich mich Rein-Setzen und stundenlang Fisch bruzzeln und futtern!

      Ach übrigens: Wir hier im Rheinland sind recht einfache Mitbürger: Wir machen auch bei ‚Details‘ nicht so einen Klecks auf das ‚e‘ 🙂
      Aber das ist bestimmt die Tastatur schuld, stimmts ? 🙂

      Ich freue mich schon auf die nächste Runde.

      Gruß
      Georg

  3. Jetzt hab ich mir schon mehrmals beide Teile deines Berichtes angesehen, mit meinen Fotos verglichen…. und komme fast zu der Überzeugung: Da muss ich nochmal hin. Du hast doch eine andere Sichtweise und in/um die eine oder andere Ecke geschaut, die mir entgangen ist.
    Ach ja, natürlich war es auch ein Genuss, deinen Bericht zu lesen!
    Liebe Grüße
    Claudia

    1. So soll es sein, du bist ein sehr gern gesehener Berichte-Leser, besonders wenn du dies mehrfach machst. 🙂

      Natürlich muss ‚man‘ noch einmal nach Venedig, ich habe auch diesmal neue Dinge entdeckt und bin mir sicher, beim nächsten Mal wird es genau so wieder sein.

      Aber es bietet sich ja bestimmt Gelegenheit, irgendwo im Kleinen zu üben und sich abends mal auszutauschen. Dann sind alle sozusagen ‚im Training‘.

      Mir fällt da so Colmar ein, Strassbourg, Mount St. Michel im Winter, Idar-Oberstein, Brügge, Saint-Malo und noch vieeell mehr !!

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